Zurück nach Hause…..
„Ich wuenschte ich waere eine Gluehbirne, dann koennten mich alle sehen!â€(Zitat eines unbekannten Strassenkindes)
Hi ihr Lieben da draussen. Und wieder begluecke ich euch mit Anekdoten und Anekdoetchen aus einem Land, dessen Motto das Wort „esperar†(warten) zu sein scheint… .klingt schlecht? Kann es sein, muss es aber nicht… .!Christine und ich haben drei Megaerfolge zu verbuchen. Leider aber auch einen kleinen Rueckschlag, an dem ich aber (natuerlich) noch dranbleiben und arbeiten werde… Warum nur ich? Weil Christine tatsaechlich Dienstag aufbrechen wird aus Fortaleza… Heul schluchz flenn… .Und so bleibe ich hier ersteinmal alleine zurueck auf dem Schlachtfeld und gucke was ich drehen kann,
Mery Helen ist jetzt fast 18 und kommt eigentlich aus Rio de Janeiro. Sie ist mit 13 Jahren nach Fortaleza getrampt und ist seit dem hier und auf der Strasse. Ich habe ja bereits berichtet, wie schnell man auch in diesem Strudel drin sein kann und nicht wieder herausfindet. So lebt sie seit dem hier auf der Strasse und macht natuerlich auch nicht selbstaendig den Versuch wieder nach Hause zu kommen. Mery Helen ist ziemlich staemmig und eigentlich eine ganz Liebe, nur wenn sie ausrastet, waechst kein Gras mehr und der Waechter vom Lagoa hat uns berichtet, das sie mit 3 Mann versuchen mussten Mery Helen von einem anderen Maedchen loszureissen…sah wohl sehr gefaehrlich aus… Christine hat sich in ihren Interviews viel mit ihr beschaeftigt und sie auch 3 bis 4 mal in eine der Einrichtungen gebracht, in der die Kinder nur fuer ein paar Tage bleiben duerfen. Nach langen und reiflichen Ueberlegungen haben Christine und ich beschlossen von unseren Spenden fuer Mery Helen einen Flug nach Rio de Janeiro zu finanzieren um endlich wieder zu ihrer Familie zurueckkehren zu koennen. Wenn man fliegt, braucht man aber natuerlich noch einen Ausweis, den sie natuerlich nicht hat. So war es bis gestern ein spannendes hin und her, ob sie ihren Ausweis bis Dienstag bekommt, denn der Flug musste heute gebucht werden. Gestern hat Christine dann die Nachricht erhalten, das der Ausweis Montag definitiv fertig sein wird… haette es nicht geklappt, haette ich Mery Helen im Maerz mit nach Rio genommen…na ja, wer weiss das hier schon, ob es jetzt tatsaechlich klappt. Fuer Sie ist das eine riesige Chance, endlich von der Strasse wegzukommen. Ihre Tante, zu der sie dort kommen wird, freut sich wohl auch schon ganz furchtbar auf sie und ihre ganze Familie lebt dort. Ausserdem braucht Mery Helen nur noch eine Grad um ihre Schule zu beenden. Vielleicht schafft sie das ja… .vielleicht auch nicht… jedenfalls ist das fuer das Maedchen eine riesige Chance und ich finde, wenn man die Moeglichkeit hat, so wie wir, sollte man ihr diese Chance geben. Mery Helen sitzt jetzt in der Funcie und wartet ganz aufgeregt auf Dienstag. Toll fand sie vor allem auch, das sie fliegen kann. Der Abschied am Terminal war bittertraurig: als Mery Helen von der Funcie im Auto abgeholt wurde und weggefahren ist, sind die Kinder schreiend und weinend hinter dem Auto hergelaufen und haben geschrien, sie soll nicht weggehen… .Mery Helen war schon so eine kleine (wohl eher maechtige) Persoenlichkeit auf der Strasse und gerade auch fuer viele Maedchen wie z.B. Nayela ein Halt und ein Stueck Familie… ..Aber das alles muss ja nicht negative sein, denn es kann ja auch dazu fuehren, das sich andere dazu entschliessen, wieder nach Hause zu gehen.
Das ist das Stichwort fuer unseren naechsten (kleinen) Erfolg: Aktion Osmar und Bruno! Nachdem Bruno aus Maranguape weggefahren ist, ist er TATSAECHLICH nicht mehr zurueck auf die Strasse gegangen, sondern zurueck zu seiner Mutter… .nach Hause… .Das heisst nateurlich nicht, das er noch ab und zu seine Freunde am Lagoa besucht, aber er schlaeft dort nicht mehr. Und die Strassenarbeiter von der Funcie , die Bruno Zuhause besucht haben haben berichtet, das er jetzt auch UNBEDINGT ins sitio will. Leider erlaubt Bernardo das nicht, was ich aber auch verstehen kann, weil Bruno, wie bereits berichtet, ziemlich stark crackabhaengig ist und das natuerlich zu argen Problemen fuehren kann. Unsere Idee ist jetzt, das ich die Leute von der Funcie bitte, mich dort hinzubringen um so den Kontakt zu Bruno zu halten und noch 2 – 3 mal ein Treffen mit Osmar zu initiieren,
So komme ich jetzt mit voller Schreibenergie zum dritten und letzten Erfolg, der ein noch nicht ganz filmreifes Ende genommen hat, aber es wird dran gearbeitet. Projekt: Rettet Artilla. ein kleines zierliches Persoenchen, wird von ihrer Mutter, wenn sie zu hause ist, ständig mit Guertel und Besenstil verdroschen, wenn sie nicht pariert und die Hausarbeit fuer die Mutter und die sechs Geschwister macht. Sie wird wie eine Sklavin gehalten. Die Mutter schnitt ihr sogar ihre Haare ab, denn Adila sollte nicht schöner aussehen als sie selbst. So ist sie immer wieder von Zuhause weggelaufen. Vor kurzem haben wir Àdila wieder auf der Strasse gesehen und nach Aussage anderer Kinder, hat sie angefangen, sich zu prostituieren. Heute haben wir Àdila in der Einrichtung besucht, in der sie damals schon war. Am Montag wird sie von Sergio dort abgeholt und fuer eine Woche nach Maranguape in eine Einrichtung gebracht, damit die Mutter nicht weiss wo sie ist und sie nicht, wie sie das jedes Mal macht, wieder nach Hause holen kann. Dann wird Marcus, ein befreundeter Sozialarbeiter den Fall uebernehmen, weil er Brasilianer ist und jahrelang auch mit Strassenkindern gearbeitet hat. Er wird sie dann in eine Einrichtung geben, die gerade neu eroeffnet und wird sich auch weiterhin um sie kuemmern. Ich habe beschlossen, auch hier einen kleinen Teil meiner Spenden reinfliessen zu lassen. Zum einen um Marcus einen Hungerlohn fuer seine Arbeit zu bezahlen, zum anderen, damit ewas Geld in der Hinterhand ist, damit man zur Not was tun kann, falls die Mutter die Tochter doch wiederfinden und mitnehmen sollte. Wir durften sie heute allerdings nicht sehen, obwohl sich Christine nur kurz von ihr verabschieden wollte, denn seit dem Christine Kontakt zu der Mutter aufgenommen hat, sind die Leute aus der Einrichtung misstrauisch. Und ausserdem sind wir beide der Meinung das es wahrscheinlich nicht einfach ist, wenn man 2 ½ Jahre lang mit so einem Fall betraut ist und im Grunde nix passiert und dann kommt da eine aus Deutschland und reisst innerhalb von 5 Montane mal eben alles raus.
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