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Streetlife

StreetlifeLetzte Woche war ich mal wieder mit Christine auf der Strasse und die Jungs und Maedels haben schoen einen abgesungen in das Aufnahmegeraet von Christine. Eigentlich immer nur den selben Hipphopp-song, der – natuerlich – von Leuten handelt die sich auf der Strasse durchschlagen. So haben Christine und ich jetzt beschlossen, Hiphop-Klangteppiche (schoenes Wort) auf CD zu brennen und von meinen Spenden, die ich zum groessten teil noch immer mit mir rumtrage, einen Getthoblaster zu kaufen, damit die Kinder mal richtig einen abrappen koennen. Vielleicht kriegen wir das ja sogar hin, das sie einen eigenen Text schreiben und damit auf der Strasse auftreten… .naja, soweit sind wir ja nun noch nicht… .Ausserdem ueberlegen wir gerade ob man nicht mal mit den Jungs und Maedels eine kleine Performance machen kann. Ich bastel im sitio gerade mit ein paar Jungs devilsticks, und hab noch ne Menge Pois und zwei Jonglagestaebe koennte man auch noch basteln. So haette man, zusammen mit dem getthoblaster, ein bisschen was zusammen fuer einen kleinen Auftritt. Mal sehen, was sich da so machen laesst. Leider sind die Jungs und Maedels dauer-zugedroehnt vom Klebstoff, was das ganze ziemlich schwierig machen koennte…

cimg6411.JPGAm letzten Montag haben wir einen der Jungen zu seinen Eltern nach Maranguape gebracht. Der Junge hat eigentlich ein ganz gutes Zuhause… Die Eltern gehoeren zwar mit zur unteren Schicht, haben aber genug zu essen, und eigentlich auch ein ganz schoenes Zuhause. Der Junge laeuft allerdings immer wieder auf die Strasse. Es wurde im Grunde auch schnell klar wieso… als wir dort ankamen, war der einzige Kommentar der Mutter: „Der laeuft sowieso bald wieder weg”… .Kein Wort der Freude, keine Begruessung… ..nix… Tja wenn man ueberhaupt keine Liebe von seinen Eltern zu erwarten hat, dann braucht man eigentlich auch keine Schlaege mehr. Da ist es wahrscheinlich besser, wenn man aus Liebe geschlagen wird, damit man nicht auf die Strasse geht. Das kommt hier auch sehr oft vor. Ich weiss von mehreren Kindern, dass sie von ihrer Oma (oft ist es die Oma, die sich hier um die Kinder kuemmert) am Tisch oder anderen Dingen festgekettet wurden, damit sie nicht auf die Strasse gehen. Oder eben uebelst verpruegelt wurden, als sie von der Strasse wieder kamen. Die Eltern sehen eben oftmals keinen anderen weg. Und wie schon in meiner letzten mail berichtet, ist es eben auch wirklich schwierig die Kinder davon zu ueberzeugen, dass das Strassenleben nichts fuer sie ist. So gibt es eine „schoene” Geschichte von Sergio: Irgendwann ist eines der Kinder mal wieder zum x-ten mal aus dem sitio weggelaufen. Irgendwann hat er das Kind am Busbahnhof angetroffen. Damit der Junge endlich mal lernt, das es fuer ihn besser ist, nicht auf der Strasse zu leben, hat Sergio einem der aelteren Strassenjungen 10 Reais in die Hand gedrueckt, damit dieser ihm eine ordentliche Abreibung verpasst. Das hat er dann auch getan… … Sergio ist dann – ganz ploetzlich – aus dem Nichts aufgetaucht und hat den Jungen „gerettet”. Soll wohl gewirkt haben. Mittlerweile ist der Junge wohl zu alt fuers sitio, aber danach ist er erstmal nicht mehr auf die Strasse gegangen. Auch beim letzten Ausbruchversuch von 6 Kindern vor ca. 3 Wochen war Sergio ziemlich schlau: Nachdem sie die Kinder eingeholt haben ist Sergio hin und hat gesagt: „Seid ihr verrueckt, vor einer Stunde ist hier in der Nebenstrasse jemand erschossen worden… „.Und schwupps, waren alle im Kombi drin! Schlau… ..
Aber zurueck zu dem Jungen: Wir hoffen jetzt, das er erstmal bei der Mutter und dem Stiefvater bleibt, der auch nicht gerade schlecht zu ihm zu sein scheint. Sergio hat dann lange mit den beiden geredet und ihnen erklaert, das sie vielleicht auch einfach mal nach dem Jungen suchen sollten, wenn er wieder nicht nach Hause kommt, damit er vielleicht auch mal das Gefuehl hat, das er seinen Eltern etwas wehrt ist. Mal sehen, wann wir ihn das naechste mal auf der Strasse antreffen.

Veröffentlicht am 11.Januar 2007 um 10:32 im Straßenblog unter der Kategorie Barfuß in Brasilien

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