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Die gute Tat des Tages

Gestern entdeckten die Jugendlichen am Treffpunkt ein Fahrrad, das unabgeschlossen an einem Baum lehnte. Auf die Frage „Und? Was meint Ihr sollten wir damit jetzt machen?“ hatte die Clique erstaunlich viele kreative Ideen parat, die den rechtmäßigen Besitzer des Rades aber eher nicht sooooo direkt berücksichtigten. Die Option „Wir bringen es als Fundsache zur Polizei.“ war dementsprechend auch nicht dabei. Vielleicht hatte der Fahrradeigentümer ja auch nur vergessen, sein Vehikel abzuschließen und war noch in der Nähe. Also brachte ich das gute Stück zu einem Ladenbesitzer nebenan, der sich bereit erklärte, es bis nächste Woche aufzubewahren, bevor wir es dann zur Polizei bringen würden. Am Fundort befestigte ich einen Hinweiszettel.

Zurück am Treffpunkt schmiedeten die Jugendlichen bereits Pläne, wie doch noch an das Fahrrad zu kommen sei: „Wenn Ihr nachher weg seid, gehe ich in den Laden und sage, dass es mein Fahrrad ist!“ Derartiges ahnend hatte ich dem Ladenbesitzer empfohlen, nicht zu gutgläubig zu sein, wenn potentielle Fahrradbesitzer bei ihm auftauchen. Seine Lösung: Er will sich den Schlüssel für das vorhandene (nur nicht benutzte) Fahrradschloss am Rad zeigen lassen. Endlich stellte sich Resignation bei der Clique ein, rückte die erhoffte „Beute“ doch in weite Ferne. Meine gute Tat des Tages war aus Sicht der Jugendlichen also eher nicht so gut. Eben alles eine Frage der Perspektive. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, ob das Fahrrad nächste Woche noch bei dem netten Ladenbesitzer steht…

Veröffentlicht am 29.September 2010 um 17:05 im Straßenblog unter der Kategorie Allgemein

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Eine Woche ist vergangen und so ging es weiter:

Das Geschäft des netten Ladenbesitzers befindet sich in einem Einkaufszentrum. Dieses hat einen Hausmeister, ohne den wir letzte Woche die Rechnung gemacht haben. Der hat nämlich unseren Zettel am Baum gesehen und ist schnurstracks in den Laden gegangen, um sich das Fahrrad aushändigen zu lassen. Der Ladenbesitzer war froh, das Fundstück los zu sein und in vermeintlich guten Händen zu wissen. ABER WEIT GEFEHLT! Was macht der Hausmeister? Uns anrufen, weil ja schließlich meine Visitenkarte an den Zettel getackert war? Das Fahrrad selbst verwahren, bis wir es abholen? Es zur Polizei bringen, die etwa 150m entfernt ist? NEIN, NEIN und NEIN! Er hat es direkt unabgeschlossen wieder in den Fahrradständer vor dem Einkaufszentrum gestellt, 20m von der ursprünglichen Fundstelle entfernt!!! Und gehofft, dass es schon jemand mitnehmen wird, damit er sich nicht weiter darum kümmern muss.

Mann, Mann, Mann – da will man pädagogisch verantwortungsvoll mit so einer Sache umgehen damit die Clique was daraus lernt und dann wird der Plan von denkfaulen Erwachsenen torpediert…

Die Jugendlichen hatten erwartungsgemäß nur ein Schmunzeln dafür übrig. Aber mit dem Fahrrad war an dem Tag keiner von ihnen da. Immerhin.